Vorwort

1970

BAU 70 / 1

BAU ist nicht notwendigerweise ein Gratulant und Festefeierer, und die Tatsache, daß irgend etwas vor 100 Jahren geschehen ist, bedeutet nicht unbedingt eine Stimulation, was immer die Zahl Hundert für magische Bedeutung haben mag. Deshalb hat es BAU nicht immer für nötig befunden, Jubiläen zu feiern, oder anläßlich von Todesfällen große Retrospektiven zu bieten. Es mag daher einige befremdet haben, daß etwa anläßlich des Todes von Mies oder Gropius keinerlei Aktionen getätigt wurden. Nicht, daß BAU diese Pioniere nicht schätzt oder ihm Bedeutung verkennt. Andere haben den aktuellen Anlaß wahrgenommen, BAU wird ihn wahrnehmen, wenn er in Gesamtprogramm und Entwicklung reif und echt aktuell ist.

Auch ist nicht immer nötig, daß geschrieben und publiziert wird, und so wird anläßlich zweier heuriger Jubiläen, der hundertsten Geburtstage von Adolf Loos und Josef Hoffmann etwa vom Veranstaltungskomitee der ZV kein Vortrag oder ähnliches absolviert, sondern Führungen zu den Bauwerken dieser beiden wichtigen Architekten durchgeführt, nicht zuletzt damit endlich jene (insbesondere Wiener) Architekten diese Bauten einmal nicht in Publikationen sehen, sondern in der Wirklichkeit erleben. Diese Wirklichkeit und dieses brennende Interesse manifestiert sich ja unter anderem nicht zuletzt in der Tatsache, daß zwar vielfach diese Männer zitiert werden, daß jedoch etwa die neu herausgegebenen Schriften von Adolf Loos (Adolf Loos, Herold Verlag)*) kaum noch Käufer finden. Wie wäre es also mit der Lektüre dieser Schriften anläßlich des Jubiläums?

BAU der österreichischen Architekturgeschichte verpflichtet hat dieses Jubiläum zum Anlaß genommen, einen schon länger gefaßten Plan zu verwirklichen, Hermann Czech der sich seit längerem eingehend mit Loos befaßt Gelegenheit zu geben, Aspekte verschiedenster Blickrichtung darzustellen. Czech wurde daher die Gastredaktion über den Teil Loos dieses Heftes übertragen. Er wird vielen ab ehemaliger Architekturkritiker. der Furcht« und anderer Zeitschriften bekannt sein. Um nicht die Feindschaft Loos Hoffmann posthum zu schüren, wurde auch Hoffmann entsprechender Raum gewidmet. Für den einfühlsamen Augenzeugenbericht ist Professor Thurner besonders zu danken.

Wenn nun schon doch von Jubiläen die Rede ist, so soll nicht unerwähnt bleiben, daß BAU der neue BAU fünf Jahre alt ist. In diesen fünf Jahren harter Arbeit hat sich BAU einen Platz und die Achtung beim (besonders auch internationalen) Publikum gesichert. Trotz Unkenrufen beim Erscheinen der ersten Nummer (»Wie wird die zehnte, die zwanzigste sein ... ?«) konnte vieles verwirklicht werden, neue Gebiete beschritten, nicht selten von anderen Publikationen gefolgt. Viele Nummern (etwa »Alles ist Architektur«, »Atchetypen«, »Schindler«) sind vergriffen. Ab 1970 wird BAU durch einen Chefredakteur geführt. Dies wurde aus arbeitstechnischen Gründen notwendig. Die Kollegen des alten Redaktionsteams und viele andere Helfer und Mitstreiter gehen jedoch BAU dadurch nicht verloren, sondern werden durch die Schaffung eines Beirates diesem verbunden bleiben und weiterhin zur Seite stehen. Spezieller Dank sei hier den scheidenden Mit 4 gliedern des Teams Oswald Oberhuber und Gustav Peichl ausgesprochen, die jahrelang die Gestaltung und das Programm der Zeitschrift mitbestimmt haben. Gustav Peichl im besonderen war ja von den frühesten Anfingen im Herbst 1964 mit dabei und einer der Initiatoren dieses zuerst vielumstrittenen Unternehmens. Wie immer das Impressum lauten wird, alle diejenigen, die Jahre hindurch als Redakteure tätig waren, haben auch für die Zukunft ihr »Impressum« BAU aufgedrückt. Hans Hollein

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