SFZ HALL

Sammlungs-Forschungszentrum der Tiroler Landesmuseen | Hall | Innsbruck

Typ: Museen/Kulturgebäude
Bauherr/Auftraggeber: Land Tirol
Planung: 2012 Wettbewerb (mit GMT Landschaft Giencke Mattelig Torini)     

.Entwurfskonzept:
 „Nur weil man etwas nicht sieht, heißt das nicht, dass es nicht da ist“

 Der Grundgedanke des Entwurfs ist die ökonomische Archivierung der Sammlungsbestände der Tiroler Landesmuseen  in einem Gebäude, welches sich in den geneigten Südhang einbettet  und von diesem wieder überzogen wird. Mehrere Gründe sprechen für die Nutzung der topographischen Besonderheit des Ortes:Zum Einen  schafft der großteils erdumhüllte Baukörper  ideale energetische, als auch im Betrieb wirtschaftliche Rahmenbedingungen für den winterlichen Wärmeschutz (Niedrigenergiestandard), sowie den sommerlichen Wärmeschutz (keine sommerliche Überwärmung) – also ein gleichmäßiges Raumklima.Zum Anderen  bleibt durch die „verborgene“ Anordnung des Hauptaukörpers ca. 1 Hektar Tiroler Landboden  sozusagen unbebaut , ein Argument im Inntal mit voller Berechtigung. Im übertragenen Sinne werden Kulturschätze vergraben – aber jederzeit bereit entdeckt zu werden.
.Funktionalität und Räumliche Qualität:
Das Gebäude wird im Südwesten, am Kreuzungspunkt von Eichatstrasse und Dr. Krajnc-Strasse, erschlossen. Unter dem von der Auskragung im 2.OG geschützten Vorplatz stehen sich Personal- und Wareneingang winkelseitig gegenüber. Die Kunstgüter werden von einer länglichen Manipulationszone entlang der Dr. Krajnc-Strasse in Empfang genommen bevor sie in den erdumhüllten Depoträumen archiviert werden. Die Verwaltung befindet sich im Westtrakt des 1.OG von dem aus ein bestmöglicher Überblick auf den Vorplatz und somit die An- und Ablieferung besteht. Das 2.OG bleibt den Wissenschaflern und Restauratoren vorbehalten.
.Flexibilität:
Sogenannte Güterstrassen  im Depot gliedern einerseits die unterschiedlichen Depotflächen und sind selbst mittels unterschiedlicher Gangbreiten hierarchisiert. Diese Grundregel ordnet das Gebäude, bleibt aber im System flexibel belegbar.
.Fassadenkonzept:
Der sichtbare Riegel an der Südseite ist mit einer gleichförmigen Fassade aus Metalllamellen  überzogen, um unterschiedliche Fassadenqualitäten zu vereinheitlichen und um das Gebäude als Großform wirken zu lassen. Sie sind teilweise beweglich und übernehmen in den Bereichen der Glasflächen den Sonnenschutz.
.Energetisches Konzept:
Neben der klimatisch stabilisierend wirkenden Erdhülle  wird das geplante Objekt durch thermische Bauteilaktivierung  in den massiven Tragkonstruktionen konditioniert. Die Betonkernaktivierung stellt eine kostengünstige und energieeffiziente Methode zum Kühlen und Erwärmen von Gebäuden dar. Sie nutzt die Fähigkeit der Decken und Wände im Gebäude thermische Energie zu speichern und damit Räume zu heizen oder zu kühlen. Für die Temperierung des Wassers im Kreislauf wird Fernwärme über Biomasse der Stadtgemeinde Hall in Tirol  als Energieträger genutzt. Im Kühlbetrieb wird  die erforderliche Kühlenergie direkt aus Quellwasser bezogen. Am Dach des geplanten Objektes ist die Errichtung einer Photovoltaikanlage  geplant. Die dafür notwendigen Technikräume werden im Technikraum im Erdgeschoß eingegliedert
.Freiraum:
Die Landschaft bleibt offen und überschaubar. Der Grundriss des nicht sichtbaren Gebäudes wird abstrahiert und auf der Oberfläche nachgezeichnet. Es entstehen Felder die mit einer indigenen Blumen- und Kräuterwiese belegt werden. Eine zyklische Beweidung mit Tiroler Bergschafen, ein Feld nach dem anderen, führt zu einem sich das gesamte Jahr über verändernden Charakter der Wiesen. Während ein Feld blüht, wachsen die daneben liegenden nach bzw. werden gerade beweidet. Große, farbige Schirme stehen in Gruppen frei in der Landschaft und spenden lichten Schatten. Sitz- und Liegeelemente bieten Aufenthaltsmöglichkeiten und sind Treff- und Kommunikationsort für die Haller Bürger und Besucher. Dazwischen die Schafe. Media-Spots in den Schirmen verbinden den Besucher mit dem unsichtbar unter ihm liegenden Archiv. Über Anschlußpunkte für das Handy, den Laptop oder tablets kann man das Archiv durchstöbern und sich über die eingelagerten Kulturgüter informieren. Die Infrastruktur in den Schirmen ermöglicht eine Bespielung der offenen Fläche bei den verschiedensten Events und Veranstaltungen.