Ausstellung Wien
1995
ZUR AUSSTELLUNG
in: «Hans Hollein - Eine Ausstellung»
Historisches Museum der Stadt Wien,
9. März - 30. April 1995
Diese Ausstellung legt (in Form von Modellen, Zeichnungen, Fotos) ein Schwergewicht auf die Arbeiten der letzten Jahre, auf kürzlich realisierte Bauten sowie solche, die im Entstehen begriffen sind. Gezeigt werden auch nicht realisierte Projekte und Wettbewerbsarbeiten, die für mein Architektonisches Denken wesentliche Aussagen darstellen. Das eine oder andere frühere Projekt wird als kurze Erinnerung aufscheinen und es werden vor allem auch Rückbezüge hergestellt auf ursprüngliche Gedankengänge und Konzeptionen, die kontinuierlich weiter in der heutigen Position Gültigkeit haben.
Diese Ausstellung ist aber keine Retrospektive, vielmehr sind die Rückblicke, die bis in die Anfangszeiten meiner Tätigkeit reichen, durch ihren Aktualitätsbezug zur heutigen Situation bestimmt. Erinnert wird an die Formulierungen zu einer nicht nur vom Baulichen, sondern auch von anderen Medien her determinierte Architektur.
Da diese Ausstellung von Wien initiiert wurde und im Historischen Museum der Stadt Wien stattfindet - einem Museum mit dem ich so erfolgreiche und unvergessene Großausstellungen wie «Die Türken vor Wien» oder «Traum und Wirklichkeit» verwirklicht habe - wird diese Werkschau vor allem auch die Wiener Tätigkeit darstellen, etwa die vorgesehenen Planungen für das Guggenheim Museum Wien und die Volksschule in der Donau–City, das Hochhaus für die Landesdirektion der EA/Generali oder eine Tabak Trafik.
Es werden ausgeführte und in der Realisation begriffene Projekte dargestellt, ebenso wie unausgeführte und zerstörte. Unausgeführte 1. Preise von Wettbewerben, unverwirklichte baureife Planungen, die den Umständen zum Opfer fielen, unausgeführte erfolglose Wettbewerbsbeiträge, die jedoch aller wesentliche Aspekte meiner Entwicklung darstellen und, insbesondere in unserem Zeitalter der Kommunikation und der Medien, auch als Projekt wirksam sind - eine andere Form virtueller Realität. In der gezeigten Dokumentation spiegeln sich auch (temporäre und permanente) Interessenslagen wieder, etwa die Beschäftigung mit Opernhäusern und Konzerthallen, mit Läden und Geschäftshäusern, mit Typologien wie Atrien und Rotunden, jahrzehntelang verfolgte Themenstellungen, wie die Eroberung der Oberfläche, «walk–on buildings», die Treppe oder aber die menschliche Behausung und ihre Agglomeration - die Stadt. Unterschiedliches Schwergewicht gibt es in den Rückblicken - so wird etwa an das weltweit bekannte Tätigkeitsfeld der Museumsbauten nur punktweise erinnert, jedoch auf frühere Arbeiten und programmatische Feststellungen eingegangen, wie etwa die Diplomarbeit, frühere Konzepte und die ersten Aufträge - als Beleg einer Kontinuität. Dazu gehört auch die umfassende Dokumentation über die eben fertiggestellte Banco Santander in Madrid und das im Entstehen begriffene Europäische Zentrum für Vulkanismus in Frankreich - Projekte, die Gelegenheit gaben Gedankengänge zu verwirklichen, die etwa in den frühen, in den US und in Wien entstandenen, Projekten zum ersten Mal artikuliert wurden.
Für mich ist der kreative Schaffensprozeß wesentlicher Teil der Konzeption und Verwirklichung eines Projektes und es wird daher in dieser Ausstellung nicht nur das fertige Produkt präsentiert, sondern Einblick gegeben - in Form von Originalskizzen und Modellstudien - in den planerischen Werdegang einer Idee.
Über den eigentlichen architektonischen Bereich hinaus ergänzen Beispiele des zeichnerischen und künstlerischen Werkes diese Dokumentation sowie auch Hinweise auf meine Tätigkeit im Bereich des Designs.
Die Ausstellungskonzeption ist daher auch keine repräsentative Präsentation, sondern die Sichtbarmachung eines Prozesses mit einfachen Mitteln - sozusagen «off the drawing board» - die auch die emotionale Stofflichkeit des Materials einsetzt. Nicht nur der Fachmann, sondern der Laie soll angesprochen und ihm Zugang ermöglicht werden.
Die Tätigkeit des Architekten ist eine einsame und Teamwork zugleich. Es waren daher an den meisten gezeigten Projekten Mitarbeiter tätig, denen hier Dank und Anerkennung gebührt.
Dies gilt auch für die Erstellung dieser Ausstellung, die ohne die Initiative eines Bürgermeisters, eines Direktors und den Einsatz der Mitarbeiter des Museums nicht zustande gekommen wäre.
Noch weniger wäre diese Ausstellung zustandegekommen ohne die Unterstützung meiner Frau.
Dank ist auch den Auftraggebern zu sagen für gute Zusammenarbeit und Willen zur Realisation von Architektur - als auch Dank für die Zuverfügungstellung von Leihgaben zur Ausstellung.
Das vorliegende Begleitbuch ist kein Katalog der Exponate, nicht nur Darstellung der Installation, sondern eine Kommunikation zur Architektur.