Imaginäres Museum

1987

IMAGINÄRES MUSEUM
(1987/6/10)

a) Die Installation ist ein Kommentar zur Rezeption von Kunstwerken in unseren Mu-seen durch ein Publikum, dem der Vollzug der Konfrontation mit einem möglichst berühmten Objekt im Vordergrund seines Interesses und Verlangens steht. Mehr Zeit wird für die befriedigende Kenntnisnahme des Identifikationstäfelchens auf-gewendet als für die Betrachtung des Kunstobjektes selbst. Man hat das Erlebnis "abgehakt" und kann zum nächsten Täfelchen fortschreiten. Konsequenterweise wird daher das mühsame Herantreten und Bücken ausgeschaltet. Die Namen und Titel sind perzeptionsgerecht versammelt. Sollte penetrierendes Interesse vorhanden sein, so befindet sich links unten ein kleines Identifikationsbild, das Gebäude dar-stellend.

b) Als Ergänzung dieser Installation ein Diagramm des vom Autor konzipierten Idealmuseum, das auf einer kreisförmigen dreidimensionalen Matrix aufbaut und un-terschiedlichste Wege, Erlebnisse, Verweildauer und vielschichtigstes Eindringen er-laubt. Die Überlagerung linearer mit matrixartiger (flächiger) KonzeptIon macht indlviduelle Begegnung mit Kunstwerken möglich und gestattet gleichzeitig didakti-sche Vielfalt.
So kann ein solches Museum sowohl chronologisch aufgebaut sein als auch gleich-zeitig nach Schulen (etwa flämisch, venezianisch) und ermöglicht das Begehen nach individuellen Sonderwünschen etwa die Madonnenbilder aller Epochen in einem Wege zu sehen. Insbesondere bei einem Kunstmuseum, und hier noch spezifischer bei einem Museum Moderner Kunst, bei dem die Gleichzeitigkeit bestimmter unter-schiedlichster Äusserungen (etwa Surrealismus und Neoplastizismus) darzustellen und in Konfrontation zu stellen wäre, ist eine solche matrixartige Strukturierung an-gezeigt anstelle linearer Enfiladen. Dazu kommt, dass es im Kunstmuseum zum Un-terschied etwa von einem technisch wissenschaftlichen weniger Vorkenntnisse für das Begehen und Erleben bedarf und ein „Einstieg“ fast überall möglich ist. Die Viel-schichtigkeit einer solchen Struktur erlaubt das Eindringen, das Vertiefen in spezifi-schere Informationsschichten, die von ihrer Natur her räumlich bestandsmässig um-fangreicher sind.
Hier bietet sich die kreisförmige Struktur mit geringem Umfang und kleiner Fläche im Zentrum und grossen Dimensionen an der Peripherie an. Durch eine weitere Umset-zung der flächlgen in eine dreidimensionale Struktur ist eine ungeheure Vielfalt an Bezüglichkeiten gegeben, die noch durch spezifische Raumausformung über das grafische Schema hinaus gesteigert werden kann.