ANGEWANDTE

Erweiterung Universität | Wien | Österreich

Typ: öffentliche Gebäude
Bauherr/Auftraggeber: Bundesimmobiliengesellschaft BIG
Planung: 2012     

Die Universität für angewandte Kunst Wien beabsichtigt ihren historisch bedeutsamen Hauptstandort am Oskar Kokoschka-Platz  - im historischen Stadtzentrum Wiens gelegen – gemäß den hohen Anforderungen an einen modernen internationalen Kunstuniversitätsbetrieb zukunftsorientiert auszubauen.Im Sinne einer Trilogie entsteht eingebettet zwischen zwei bedeutenden Baudenkmälern ein neues, selbstbewusstes Objekt in seiner eigenen, zeitgemäßen Sprache. Der komplex gestaltete Turm ist knapp an der südlichen Grundgrenze positioniert und betont seine Eigenständigkeit mit einer sehr differenzierten, schichtig aufgebauten Gestalt, die den Schwanzer-Bau leicht überragt. Das Gebäude dient in erster Linie als Bürobau mit gemeinschaftlich genützten Flächen auf Erdgeschossniveau und als zentraler Erschliessungskörper für den gesamten Universitätsbau. Seine Position ordnet die bestehende Situation zu einem offenen urbanen Campus und  tritt mit dem an der Südseite gelegenen Museum für angewandte Kunst in einen Dialog. Er ist somit Schwerpunkt im ganzen städtebaulichen Block.  Das Anrücken an den Schwanzertrakt ist bewusst gewählt. Dadurch ergibt sich hin zum Ferstelbau ein spannungsreicher Zwischenraum. Die Belichtung ist mittels  des Lichtprismas (Zackenausbildung der Fassadenflächen) gewährleistet. Das vom Stubenring und Oskar-Kokoschka-Platz gut einsehbare skulpturale Gebäude beinhaltet zentriert im Erdgeschoß die Eingangshalle, und erschließt alle drei Einzelgebäude .Der Nutzung des Neubaus liegt einer genauen Analyse des Raumprogramms und der Möglichkeiten einer Neuaufteilung der bestehenden Objekte zugrunde. Durch minimalinvasive Interventionen im Schwanzertrakt und im Ferstelbau wird eine ideale Studiobelegung erreicht. Dabei werden nicht nur Flächen, sondern auch Volumen in die Überlegungen mit einbezogen. Hohe Räume  im Fersteltrakt dienen für Malerei und Bildhauerei. Zusätzliche Galerien ermöglichen nicht nur weitere Flächen, sondern auch andere Betrachtungswinkel für die Kunstwerke, während die Studios im Schwanzertrakt  vorwiegend mit Klassen, die mit modernen digitalen Medien arbeiten, gefüllt sind.
Funktionell werden folgende Überlegungen angestellt:
Da das neue Turmgebäude die zentrale Aufschließungs- und Verteilerfunktion übernimmt, kann der Schwanzer-Trakt diese Funktion abgeben; die breiten überdimensionierten offenen Stiegen werden durch je ein Fluchtstiegenhaus am äußersten Rand ersetzt und es ergibt sich eine zusammenhängende, flexible nutzbare Geschoßfläche von ca. 1.100 m² netto.Durch die neue mittige Aufschließung ist jedes Geschoß entweder als eine oder zwei Einheiten mit verschiebbarer Trennungslinie zu sehen. Hier können Studios in optimaler Anordnung mit unterschiedlichen,  zusammenhängenden Raumfolgen untergebracht werden. Die Werkstätten verbleiben im Schwanzer-Trakt. Sie können nun direkt vom Oskar-Kokoschka-Platz ebenerdig angedient werden. Dort befindet sich auch der Müllraum. Die Obergeschoße des Ferstel-Trakts werden für Studios kleineren Zuschnitts verwendet, während Erdgeschoß und Untergeschoß speziellen,  allgemeineren Nutzungen vorbehalten bleibt: Mensa, Bibliothek mit Leseturm im ehemaligen Innenhof und ein Ausstellungsraum (Critspace), der auch abgeschlossen mit Zugang vom Stubenring her bespielt werden kann. Die Verwaltung und Teile der Büros-Lehre sind im neuen Turmgebäude untergebracht, das von den Raumhöhen, dem Achsraster und der technischen Infrastruktur genau für diesen Zweck konzipiert werden kann. Auch eine spätere Adaptierung durch flexible Trennwände ist durch ein durchgängiges Raster ermöglicht. Ein Kern mit Aufzügen und einer Fluchtstiege erschließt die allgemeinen Verwaltungsbüros, eine zweite Liftgruppe mit einer alle Obergeschoße verbindenden Freitreppe ist die neue Haupterschließung für die Interkommunikation der Studenten und der Lehrenden. Über diese Treppenskulptur werden auch die Terrassen verbunden, die teils  den Büros zugeordnet sind, oder gemeinschaftlich genutzt werden können. Dadurch wird eine Aufwertung der Arbeitsatmosphäre erzielt und der Austausch zwischen Lehrenden und Studenten verstärkt. Der Campus-Hof zwischen Ferstel- und Schwanzer-Trakt ist zur Gänze unterkellert. Dieses Geschoß enthält die allgemein zugänglichen Vortragssäle, Auditorien und Multifunktionshallen und stellt die alle Gebäudeteile verbindende Ebene dar. Der Hof selbst ist landschaftlich gestalteter Freiraum und erlaubt eine Durchwegung vom Oskar-Kokoschka-Platz bis zum Grünhof des angrenzenden Museums. Von der Ringstraße her ist der Zugang bzw. die Zufahrt über den denkmalgeschützten Verbindungstrakt unverändert. In dem kleinen Vorhof ist die Parkplatzfunktion stark zurückgenommen. Er dient nun als der Mensa vorgelagerte Freifläche und Cafeterrasse. Der Haupteingang befindet sich weiterhin am Oskar Kokoschka Platz. Das ehemalige Eingangsgebäude wird durch ein zeichenhaftes Element ersetzt, das einerseits den Zugang überdeckt und markiert . Dieser offene Würfel wird zum Identifikationsmerkmal. Er definiert - bewusst nicht baulich - eine Schwelle zwischen dem öffentlichen Stadtraum und dem Campus. Die Plattform dient als Ausblicks-u. Rückzugsort. In ihrem Sockel ist der Nachtabschluss des Universitätsgeländes integriert. Der Vorplatz wird umgestaltet. Die Position der Büste Kokoschkas aufgewertet, die Bäume - von Simon Wiesenthal und ursprünglich von Beuys gesetzt - in die Landschaftsgestaltung mit einbezogen. Zusätzlich stellen wir als mögliche Erweiterung eine Aufstockung des Schwanzertraktes mit einem identischen Geschoß vor. Die klare kubische Form und die Erkennbarkeit bleiben dadurch erhalten, und würden zusätzliche 1.100m ² Nutzfläche ermöglichen.

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